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Jürgen Manthey hat das Locked-In-Syndrom: Der Labrador-Rüde ist ein wichtiger Begleiter im Alltag
Minou ist stets an seiner Seite

Von Andreas Rentel

RAESFELD. Jürgen Manthey und seine Frau Martina hatten vor fast zehn Jahren einen schweren Schicksalsschlag zu bestehen. Mehrere schwere Schlaganfälle kosteten den Raesfelder fast das Leben, seitdem ist er vom Hals ab gelähmt. Wie das Paar den Alltag meistert, ist bewundernswert und seit dreieinhalb Jahren hilft Jürgen Manthey dabei auch ein kluger, vierbeiniger Begleiter: Labrador-Rüde Minou.
Über die Kynos-Stiftung kam das Paar auf die Idee und an den Begleithund selbst. "Es ist eine ganze Menge passiert", blickt Martina Manthey zurück auf die Zeit mit Minou. "Er weicht mir nicht von der Seite", versichert Jürgen Manthey, der sich nur im Flüsterton mitteilen kann. Die anfängliche Sorge, seine Stimme könnte für den Hund zu leise sein, hat sich längst verflüchtigt.
Obwohl: "Das erste halbe Jahr war hart", sagt Martina Manthey. Damit der Labrador sich ausschließlich auf ihren Mann fixierte, waren ihm das Loben und das Leckerchen geben vorbehalten. Auch Streicheln oder mit Minou Spielen waren tabu, erst allmählich durfte sie intensiver mit dem schwarzen, schlanken Labrador umgehen. Irgendwann haben die beiden mal einen Test gemacht: Jürgen Mantheys saß im Rollstuhl auf der rechten, sie stand auf der linken Seite. Wohin wird Minou ohne Kommando laufen?, lautete die Frage. Die Antwort war schnell gefunden: "Er ist sofort zu meinem Mann gelaufen, ohne eine Sekunde zu überlegen", erzählt sie.
"Das ist für die Seele ganz toll", so beschreibt das Paar den positiven Einfluss, den der Begleithund ausübt. Aber Minou hat inzwischen auch viel gelernt, mehr sogar, als zunächst erwartet. So kann der lammfromme Hund, der mit seiner Statur beeindruckt, den Knopf für die Fußgängerampel drücken, Mantheys PC über einen extragroßen Schalter aktivieren oder die Klettverschlüsse öffnen, die seine gelähmten Beine an den Spezial-Rollstuhl fixieren. Auch das Wegziehen der Bettdecke ist für den Hund kein Problem, er darf sogar an Mantheys Seite schlafen.
Das geht im Krankenhaus natürlich nicht, aber dort muss sich der Raesfelder regelmäßig stationär behandeln lassen. Minou brauche stets mehrere Tage, versichert seine Frau, bis er sich daran gewöhnt habe, dass Herrchen jetzt nicht da sei.
Da entschädigen Touren im Sommer umso mehr, wenn der 45-Jährige und sein Labrador oft den ganzen Tag über in Raesfeld und Umgebung unterwegs sind. Ein großes Stück Selbstständigkeit und -sicherheit gibt der Begleithund. Martina Manthey: "Es wäre wundervoll, wenn jeder so einen Hund hätte." Zumal Minou anders als manche Artgenossen aufs Wort und auf Gesten gehorcht. Die Erklärung: "Labradore sind als Apportierhunde gut geeignet. Sie wollen gefallen."
Doch selbst dieser gelehrige Hund brauchte seine Zeit, bis er das Spiel mit den aus der Wurfmaschine gefeuerten Tennisbällen beherrschte. "Jürgen war sehr konsequent", beschreibt seine Frau dessen strikte Erziehung von Minou. Kontakt mit den Erst-Ausbildern, die das Tier auf seine schwierige Aufgabe vorbereiteten, gebe es nur noch sporadisch, erklärt das Paar. Der Eindruck der beiden vom Leben mit Minou: "Es läuft vorbildlich." Jürgen Manthey informiert über sich auf seiner Homepage,
www.locked-in.info. Weitere Details über die Stiftung stehen auf der Seite www.kynos-stiftung.de

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Bildunterschrift: Jürgen Manthey und sein Labrador-Rüde Minou sind ein unzertrennliches Team. Foto: Rentel